Unterschätztes Risiko beim Baden

    Die Schweizerische Lebensrettungs-Gesellschaft SLRG und die Beratungsstelle für Unfallverhütung bfu registrierten im Jahr 2024 insgesamt 52 tödliche Ertrinkungsunfälle. Damit fällt die Anzahl der tödlichen Ertrinkungsunfälle etwas tiefer aus als im Vorjahr, jedoch höher als der langjährige Durchschnitt von 50 Todesfällen. Wiederum war die Altersgruppe von 17 bis 32 Jahren am stärksten betroffen.

    (Bild: pixabay) Fazit der Schweizerische Lebensrettungs-Gesellschaft SLRG: Die Anzahl der tödlichen Ertrinkungsunfälle fiel etwas tiefer aus als im Vorjahr, jedoch höher als der langjährige Durchschnitt.

    Wiederkehrende Niederschläge haben 2024 schweizweit zu Hochwasser und hohen Durchflussmengen geführt. Zu Beginn der Badesaison rieten die Schweizerische Lebensrettungs-Gesellschaft SLRG und die Beratungsstelle für Unfallverhütung bfu vom Schwimmen in Flüssen ab. Aufgrund des Wetters und der Pegelstände war davon auszugehen, dass weniger Menschen im oder auf dem Wasser unterwegs waren. Entsprechend wurde eine tiefere Zahl tödlicher Ertrinkungsunfälle erwartet – was sich jedoch nur teilweise bestätigte. Zwar lag die Anzahl mit 52 Fällen unter den Jahren 2022 (66) und 2023 (59), jedoch über dem Zehnjahresdurchschnitt von 50. Trotz Rückgang kann die Entwicklung nicht als positiv bewertet werden.

    Offene Gewässer besonders riskant
    96 Prozent der tödlichen Ertrinkungsunfälle ereigneten sich in offenen Gewässern. 2024 verunfallten mehr Personen in Flüssen (54 %) als in Seen (42 %). Inbegriffen ist ein Tauchunfall in einer Höhle bei einer Flussquelle. In Frei- und Hallenbädern kam es zu keinen tödlichen Unfällen. Zwei Todesfälle ereigneten sich im privaten Umfeld: Ein 67-jähriger Mann ertrank im Untergeschoss eines Hotels während eines Unwetters, ein 75-jähriger starb nach Reanimation im Spital, nachdem er im eigenen Pool entdeckt wurde.

    Männer besonders häufig betroffen
    85 Prozent der Todesopfer waren Männer (44 von 52 Fällen). Besonders betroffen waren junge Männer zwischen 17 und 32 Jahren – alle zwölf Opfer dieser Altersgruppe waren männlich. In der Gruppe der 33- bis 48-Jährigen waren neun der zehn Verstorbenen Männer. Auch ältere Menschen machen rund 20 % aller Todesfälle aus: In der Altersgruppe 65 bis 80 Jahre kamen sechs Männer und zwei Frauen ums Leben, bei den über 80-Jährigen sechs Männer und drei Frauen. Das sind drei Todesfälle mehr im Pensionsalter als 2023. Dieser Trend hängt vermutlich mit dem demografischen Wandel und der zunehmenden sportlichen Aktivität im Alter zusammen. Die SLRG und die bfu beobachten die Entwicklung genau und passen ihre Präventionsmassnahmen entsprechend an. In sechs Fällen ist das Alter der verstorbenen Person unbekannt.

    Zahl der ertrunkenen Kinder gesunken
    Die Zahl der tödlich verunglückten Kinder bis 16 Jahre ist deutlich zurückgegangen: Nach sieben Todesfällen im Jahr 2023 waren es 2024 noch zwei. Ein zweijähriger Knabe stürzte mit seinem Vater in die Giessbachfälle, ein 15-Jähriger sprang in die Limmat und konnte nur noch tot geborgen werden. Seit Beginn der Kinderdaten-Erhebung 1972 ist dies der zweittiefste Wert. Verlässliche Zahlen zu nicht-tödlichen Wasserunfällen, insbesondere bei Kindern, fehlen jedoch – eine relevante Dunkelziffer ist wahrscheinlich. Auch bei nicht-tödlichen Vorfällen können schwere gesundheitliche Schäden auftreten. Die SLRG arbeitet deshalb im Rahmen ihrer Mission «Ertrinken verhindern!» täglich daran, auch solche Vorfälle zu verhindern.

    Unterschätzte Risiken und Leistungsfähigkeit
    Während bei jungen Männern risikobereites Verhalten zur Häufung tödlicher Unfälle beiträgt, sind die Ursachen bei älteren Personen noch unklar. Vermutet wird eine Kombination aus gesundheitlichen Problemen und Überschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit. Männer neigen zudem generell stärker zu risikobehaftetem Verhalten.

    Prävention bleibt zentral
    Die SLRG setzt sich seit Jahren mit umfassenden Präventionsmassnahmen für mehr Sicherheit am Wasser ein. Über 100 neue Bade- und Flussregeltafeln werden jährlich an Badeorten, Flüssen und Seen installiert. In Zusammenarbeit mit der bfu wird die Bevölkerung laufend auf die Gefahren im und am Wasser aufmerksam gemacht.

    Viele der Todesfälle wären durch einfaches Verhalten vermeidbar gewesen. Wer sich nur ins Wasser begibt, wenn er sich wohl und fit fühlt, wer in offenen Gewässern ein Auftriebsmittel mitführt und wer die sechs Bade- und Flussregeln der SLRG beherzigt, kann das Risiko deutlich reduzieren. Entscheidend bleibt: Die eigenen Fähigkeiten und die Gefahren des Wassers richtig einschätzen – und den gesunden Menschenverstand einsetzen.

    pd


    SLRG – Ihre Rettungsschwimmer

    Die Schweizerische Lebensrettungs-Gesellschaft SLRG ist die grösste Organisation für Wassersicherheit der Schweiz. Sie engagiert sich mit vielfältigen Präventionsprojekten, Ausbildungen zur Ertrinkungsprävention und Wasserrettung sowie mit Sicherungsdiensten an Badeorten und bei Veranstaltungen.

    Mit 124 Sektionen und 23’000 Mitgliedern in allen Landesteilen fördert die SLRG humanitäres Engagement, besonders bei Kindern und Jugendlichen, und ermöglicht Rettungsschwimmen auch als Sportart.

    www.slrg.ch

    Vorheriger ArtikelStille kann sich wie Ferien anfühlen
    Nächster ArtikelMacher, die Visionen realisieren