Lokal einkaufen nach dem Lockdown

    Die Konsumentinnen und Konsumenten haben die regionalen Produkte und Geschäfte entdeckt, dies dank Covid-19. Trotzdem haben die gewerblichen Bäckereien-Confiserien zum Teil massive Umsatzeinbussen erlitten. «Es gilt nun, auch nach der Lockerung und der geplanten Öffnung der Grenzen bei den lokalen Produzenten einzukaufen», appelliert SBC-Direktor Urs Wellauer.

    (Bild: pixabay) Trotz Corona wurde in den Bäckereien heftig Brot geknetet und gebacken.

    Die gewerblichen Bäckereien-Confiserien erlitten infolge der Corona-Krise teilweise 30 bis 70 Prozent Umsatzeinbussen, abhängig vom Standort und der Betriebsstruktur. Besonders stark betroffen sind Mischbetriebe mit Café oder Restaurant sowie Betriebe in Stadtzentren und Tourismusgebieten.

    Demgegenüber können zahlreiche Bäckereien-Confiserien in ländlichen Gebieten, in Grenznähe oder städtischen Quartieren Mehreinnahmen im Verkaufsladen – insbesondere jene mit zusätzlichem Handelswarensortiment – verzeichnen. Die Solidarität der Bevölkerung mit der lokalen Bäckerei-Confiserie ist gross. Eine wichtige Rolle spielt ebenfalls die Tatsache, dass die Menschen in der Lockdown-Zeit grosse Läden mieden sowie aufgrund des Homeoffice in ihrer Umgebung einkauften. «Es gilt nun, auch nach der Lockerung und der geplanten Öffnung der Grenzen bei den lokalen Produzenten einzukaufen», appelliert SBC-Direktor Urs Wellauer. Für die Bäckereien-Confiserien und die weiteren Fachgeschäfte sei es überlebenswichtig, diese nicht nur zu Krisenzeiten zu berücksichtigen. «Gleichzeitig sagen die Schweizer Bäckereien-Confiserien Danke für die erlebte Kundentreue und Solidarität in der Bevölkerung.»

    Mit Innovationsgeist Chancen packen
    Die Betriebe kämpfen mit Flexibilität und Innovationsgeist um Arbeits- und Ausbildungsplätze sowie Genussmomente und Mehrwerte für ihre Kundschaft. Innert kürzester Zeit haben sie Hauslieferdienste auf die Beine gestellt und Mehrwerte für ihre Kundinnen und Kunden geschaffen, indem beispielsweise in geschlossenen Cafébereichen neu regionale Grundnahrungsmittel angeboten wurden. «Not macht bekanntlich erfinderisch und bringt Chancen mit sich, welche die Schweizer Bäckereien-Confiserien packen», betont SBC-Direktor Urs Wellauer.

    pd


    Verschiedene Stimmen

    Neun Wochen nach dem Shutdown wagt «panissimo» mit den SBC-Mitgliedern einen vorsichtigen Blick in die Zukunft. Was nehmen sie aus der Corona-Krise mit? Woran werden sie festhalten?

    «Wir brauchen Mitarbeitende, die in Krisen voll mitziehen und nicht am Zweifeln sind», betonen Regula und Burkhard Kreyenbühl-Hirschi (Bäckerei-Konditorei-Confiserie-Café Kreyenbühl, Muri AG) und unterstreichen damit die Wichtigkeit der Kommunikation. Zudem empfehlen sie unbedingt, das Sortiment zu straffen. Auf Kundenwünsche eingehen, Flexibilität und Anpassungsfähigkeit sind die Losungsworte von Patrizia’s Schoggi-Paradies GmbH, Riehen und von Lukas Imseng (Bäckerei-Hotel Imseng, Saas-Fee).

    Kritische Stimmen
    Es gab auch E-Mails mit Wut, Enttäuschung und Kritik. Vor allem gab es kritische Stimmen aus der Romandie. Das Vertrauen in die Autoritäten, die alles andere als glänzend gewesen seien, sei verloren, schreibt ein Vertreter der boulangerie Des Genêts in Genf. Er zweifelt, dass es dieses Jahr viele Lernende haben wird. Für Christophe Moret (L’espace Chocolat, Lausanne) sind die Selbständigerwerbenden die Verlierer. Er stellt einen flagranten Mangel an Solidarität unter den Wirtschaftsverbänden fest. Positiv ist für ihn die Unterstützung durch die Kunden. «Das ist unsere einzige Chance zu überleben.» Alphonse Pellet (boulangerie A. Pellet S.A., Uvrier / St. Léonard) fühlt sich alleine gelassen und stellt in seinem Statement den Sinn des Branchenverbandes in Frage. Enttäuscht von «unserem Staat und von unserem Berufsverband» äussert sich auch Elsbeth Tschannen (Café Tschannen, Mörigen). «Wut, sehr viel Wut, Verständnislosigkeit, Angst, Unmut über die unverhältnismässigen Vorschriften, die Bürokratie.»

    Lächeln statt lamentieren
    Dankbar ist Philipp Dietmann (Bäckerei-Konditorei Dietmann, Kölliken) und schreibt «einfach schätzen, was man hat!» Der Vertreter der panetteria Peverelli SA im Tessin erklärt, dass er sich jeder Situation anpasse und versuche das Heute zu leben: «Ich blicke mit einem Lächeln auf morgen, auch wenn man dieses unter der Maske nur schwer sieht …» Das Lächeln ist auch für Bertrand Jonin (Bertrand Jonin Pâtissier Sârl, Mézières) «oft viel wirkungsvoller als die Lamentos».

    Vorheriger ArtikelIm Aufwind dank Corona
    Nächster ArtikelAuszeichnung für Wanderwegprojekte