Digitalisierungsfieber in der Baubranche

    Blick in die Zukunft an der Swissbau in Basel

    Das Digitalisierungs- und Innovationsfieber grassiert in (fast) jeder Branche. In den letzten Jahren besonders ausgeprägt ist die Tendenz in der Baubranche. Kein Wunder, wenn man bedenkt, wie viel Geld und Zeit wert ist in dieser Branche und wie wichtig Effizienzsteigerung und das Minimieren von Fehlplanungen und Leerläufen sind.

    (Bild: SWISSBAU) Eine Branche im Innovations- und Digitalisierungsfieber. An der Swissbau 2020 war der Andrang an den Foren und auf die Events des Innovationslabs riesig.

    Obwohl die Bauwirtschaft nur gut fünf Prozent zur gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung beiträgt, machen die Bauinvestitionen etwa zehn Prozent des Schweizer Bruttoinlandprodukts aus. Der Importanteil an den Bauinvestitionen ist vergleichsweise gering. Entsprechend dürften sich Änderungen in den Bauinvestitionen in höherem Ausmass als Schwankungen in anderen konjunkturrelevanten Branchen auf die restliche Wirtschaft übertragen. Die Konjunkturforschungsstelle KOF gab Ende 2019 für das aktuelle Jahr als Prognose eine leicht positive Entwicklungstendenz heraus.

    Dynamisch und innovationsfreudig
    Lieber früher als später muss sich jedes Unternehmen in jeder Branche mit der Frage beschäftigen müssen, wie man mit der Digitalisierung arbeiten möchte. Es drängen neue Technologien, digitale Planungsmethoden und intelligente Baumaschinen in die Baubranche. Das Thema Digitales Bauen ist allgegenwärtig. Einher gehend damit, zeigt sich auch der aktuell in der Branche spürbare sanfte Generationenwechsel in den Führungspositionen in den KMU. An der Swissbau, die alle alle zwei Jahre stattfindet, sind diese Themen zentral. Die Fachmesse ist  lnspirationsquelle, Austauschplattform und ein lnnovationsradar für die gesamte Schweizer Planungs-, Bau- und lmmobilienbranche. Wie schon vor zwei Jahren waren die Themen Digitalisierung und Innovation im Fokus. Das Motto der Swissbau 2020 lautete diesmal «Trial and Error – Mut für Neues?». Die Schweizer Bau- und Immobilienwirtschaft steht für Qualität und Beständigkeit; doch etablierte Prozesse werden immer öfter in Frage gestellt. Die Zukunft gehört folglich interdisziplinären Teams, die gewohnte Pfade verlassen und so die besten Lösungen finden.

    Der Traum von der optimalen Konnektivität
    Das Thema Vernetzung und Planung hat diesmal noch mehr Interessierte angelockt als je zuvor. Dies bestätigten auch die Aussteller und Anbieter in der Halle 2.0. Pablo Gudenrath Co-Geschäftsleiter der OF-Software AG aus Birsfelden/BL sagt zum Beispiel: «Die Planer und Installateure, Spengler, Bauunternehmen, Gebäudetechniker sind auf der Suche nach einer Optimierung ihrer Planungssoftware. Neuerungen wie BIM, die den Zugriff auf detaillierte Produktdaten der IGH-Lieferanten ermöglichen, sind sehr interessant.» BIM bedeutet «Building Information Modeling» und ermöglicht es Design- und Konstruktionsteams, Bauherren oder Software-Entwickler über ein System zu kommunizieren und Informationen über verschiedene Ebenen hinweg zu koordinieren, die bisher noch nie gesehen wurden: Vom ersten Entwurf über den Bau bis hin zur Wartung durch den Einsatz digitaler Systeme. Alle Informationen bleiben während der gesamten Lebensdauer des Projekts erhalten, bevor mit dem Bau begonnen wird. Gudenrath weiter: «Der Schwerpunkt-Trend ist die Vernetzung des kompletten Unternehmens mit einer Softwarelösung aus einem Haus. Die Idee ist, dass mit der gleichen Betriebssoftware die Büromitarbeiter verschiedener Funktionen – das heisst konkret beispielsweise die Projektleiter, Sachbearbeiter, Sekretäre und die Geschäftsführung – so-wie die Monteure, also Servicemonteur, Baustellenmonteur und leitende Mitarbeiter, mit den benötigten Tools ausgestattet werden. Diese Vernetzung schafft eine gemeinsame Plattform und bringt einen grossen Zeitgewinn. Da alles aus einer Hand kommt, schafft es für die führende Ebene auch eine einfache Übersicht auf sämtliche Daten, Termine und wichtigen Kennzahlen.»

    (Bild: SWISSBAU) Der Trend zu Lieferrobotern und Augmented-, Virtual und Mixed Reality ist in der Baubranche sehr präsent.

    Speziell in der Haustechnik- und Baubranche ist das Thema Vernetzung enorm präsent und es herrscht viel Bewegung auf diesem Sektor. Pablo Gudenrath verweist auf das stetige Bedürfnis, die Kundschaft der Kunden, mit in die Arbeitsleistungen einzubeziehen. Mit einem sogenannten Kundenportal für Verwaltungen, Generalunternehmen und Architekten könnten Drittpersonen mit in den Bauprozess einbezogen werden. Ein Sachbearbeiter müsse sämtliche Aufträge einsehen können, so Gudenrath, und die auf den Auftrag hinterlegten Dateien haben (Mails, Offerten, Pläne…). Ein Monteur hingegen müsse nur seine eigenen Aufträge sehen, ebenfalls braucht er nicht sämtliche Dateien, welche auf dem Auftrag liegen, einzusehen. Für Ihn seien zum Beispiel die Pläne interessant, Angaben über die Buchhaltung hingegen nicht.

    Branche im Digitalisierungs- und Innovationsfieber
    Wie die Baubranche besonders stark von der Digitalisierung profitiert, wurde vom Experten Daniel Hayoz (Head of Sales Datacenter bei der ENGIE Services AG) in einem viel beachteten Blog der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW zu diesem Thema aufgelistet. So verweist er ebenfalls auf die Wichtigkeit von BIM und der Vernetzung im Generellen, aber auch auf das digitale Vertriebsmanagement, welches eine verbesserte Kundenbindung ermöglicht. Pablo Gudenrath bestätigt die Aussage von Hayoz, wonach die Zukunft für Kundenbeziehungen des Vertriebs im intelligenten Plattform-Management liege. Des weiteren gehe es in der Baubranche noch explizit um globale digitale Beschaffungsnetzwerke, um Augmented und Virtual Reality (auch für Schulungszwecke oder in der Planungsphase eines Gebäudes), Simulationssoftware für Datacenter, intelligente Baustellenlogistik, Drohnen, 3D-Laser und Bauroboter, sowie 360° Building Analyzer und nicht zu vergessen – auch um das neueste Thema «Mixed Reality». Für die Umsetzung brauche es so genannte Digital Leader, um neue Prozesse und Denkkonzepte anzustossen und das Digitalisierungspotenzial maximal auszuschöpfen. An der Swissbau wurde deutlich, dass in diesen Aspekten die Zukunft liegt.

    JoW

    Mehr Infos zum Thema:
    www.swissbau.ch

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